Nördliches und Westliches Rajasthan
Überraschung pur schon am ersten Reisetag: Der Zufall will es, dass wir nicht recht vorwärts kommen, und wir früher als gedacht übernachten müssen. Hilfsbereite Inder führen uns zu dem Übernachtungsplatz – einem Lustschlösschen für uns ganz alleine!
<- Unser Schlafgemach ist dort wo das Licht leuchtet. Es ist eine Suite mit Wohnraum mit lustvollen Gemälden, grossem Badezimmer, und einem runden Schlafzimmer.
Die Decke des Schlafzimmers ist reich verziert und mit winzigen Spieglein belegt, die in der Nacht, wenn man eine Kerze anzündet, geheimnisvoll glitzern. Es ist total ruhig hier drin (kein Mensch ist sonst in diesem Palästchen) und es verschlägt uns fast den Atem.
Es ist nicht etwa so, dass das eine luxuriöse Sache wäre; die Nacht kostet rund 20 Franken.
Wir sind in Mandawa, einer ehemaligen Hauptstadt eines Rajputen Reiches. Karawanen zogen hier vorbei und es wurden Gewürze, Edelmetalle, Seide, Opium, … gehandelt. Kaufleute gelangten zu grossem Wohlstand und leisteten sich wunderbare 'Palazzi', hier 'Havelis' (aus dem Persischen) genannt.
Wir fühlen einen Hauch von Venedig, diese Grossartigkeit, diese riesigen, prächtigen Häuser, an denen der Zahn der Zeit nagt. Sie stammen aus den Zeiten, als auch Venedig gross wurde, doch hier waren es die Wüstenschiffe, die den Reichtum brachten.
Die meisten Havelis können von den Eigentümern nicht mehr unterhalten werden, und so wohnen nur noch die Wächter mit ihren Familien darin (linkes Bild - nicht obiges).
Diese herrlichen Rottöne der wunderschönen Rajastani Kleider der zierlichen Frauen!
Dieser junge Mann, der sich so freut, sich in unserem Tom ablichten zu lassen, kann relativ gut Englisch und so erfahren wir seine Geschichte:
Auch seine Ehe war von seinen Eltern arrangiert worden. Er hatte sich in ein pakistanisches Mädchen verliebt, doch er musste eine andere Frau aus seiner Kaste (auch Vaisyas) heiraten. Die beiden bekamen sich erst am Tage der Hochzeit das erste Mal zu Gesicht. Und weil er eine ziemlich dunkle Hautfarbe hat, ist die Angeheiratete nicht zufrieden mit ihm. Sie haben jetzt Kinder und die Frau lebt in seinem Elternhaus und sorgt für seine Eltern. Das pakistanische Mädchen sendet ihm immer noch SMS, doch er muss abweisend antworten.
Das riesige Fort und die unendlichen Räumlichkeiten, Sääle, Gemächer der Herrscher der Reiches Bikaner.
Auch Bikaner war eine Rajputen Hauptstadt auf den Handelswegen zwischen den Persischen, den Afghanischen, den Mongolischen Reichen und dem Indischen Subkontinent. Die Rajputen gehörten seit je her der 2. Kaste, der Kaste der Ksatriyas, der Krieger (u.a.) an. Sie vermischten sich mit den von Nordwesten einfallenden Völkern, doch verstandes es stets, ihre Vormachtstellung in ganz Rajasthan zu bewahren. Sie bildeten mächtige Königreiche, und sie brachten es zu enormen Reichtümern durch Erhebung von Zöllen und durch den Handel.
Die Rajputen verteidigten eigentlich ganz Indien über viele Jahrhunderte gegen die einfallenden Musulmanen.
Mit dem TucTuc geht's von einem Stadtteil zum anderen.
Wer schon mal mit 'Putsch-Autos' auf den Jahrmärkten gefahren ist, kann es sich vorstellen, wie es zu und her geht, mit dem Unterschied, dass es hier nur selten 'Putschs' gibt.
<- Früher und heute … ->
Dieses Haveli wird noch immer von die Nachfahren der reichen Familien bewohnt. Der untere Trakt wird als opulentes Hotel genutzt. Eigentlich wollen wir es uns hier gut ergehen lassen, und ein feines Mittagessen geniessen, aber es hat keine Gäste (bereits 'off-season), es ist 'tötelig', die Küche ist offenbar ausser Betrieb. Bis wir einen Tee kriegen dauert es etwa eine halbe Stunde.
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Viele ältere Männer sind stolz auf ihre Rajputen Schnäuze.
Im Land der Rajputen (Königssöhne)
Pferd aus Marmor