Biveroni's Reisegrüsse (einige Reisen, vor allem die ersten warten noch auf ihre Publikation)

Ende der 10. Tom Reise

Leh–Delhi / Kinnaur & Shimla

Oktober 2015

Das ist ein besonderes Völkchen, die Kinnauris (lies 'Kinóris'. Charakteristisch die grünen Filzhüte. Sie haben eine eigene Religion, eine Verschmelzung von Hinduismus mit Buddhismus.

Im Gegensatz zu Spiti sind die Menschen nicht Tibetischer Herkunft, sondern Indo-Arischer, und sie sprechen eine eigene Sprache.

Wir haben Glück, denn zu dieser Zeit feiern auch sie die Durga Puja. Die Leute kleiden sich festlich und sie wallfahren zu bedeutenden Zentren, wie z.B. Kalpa oder Saharan.

Kalpa liegt an einem Hang fast 3'000 MüM. Von dort hat man einen sehr schönen Blick auf den über 6'000 Meter hohen Kinner Kailash. Wir wussten nicht, dass es auch hier einen Kailash gibt. Auch dieser ist Hindus und Buddhisten heilig. Er ist die Winterresidenz des Gottes Shiva – Sommer- residenz wäre naheliegender …

Es ist Apfelernte. Waren es in Lahaul Kartoffeln, die 'ganz Indien' ernähren, so sind es hier im Kinner Tal die Äpfel. Alles ist terrassiert und überall hat es Apfel Plantagen.

Es sind die besten Äpfel, die wir je gegessen haben, jedenfalls empfinden wir das so.

Die Kinnauris bauen auch ganz spezielle Tempel. Es sind Steinbauten mit Holzbalken dazwischen, eine Art Fachwerk Tempel. Dadurch sind sie Erdbeben sicher. Oben meist eine vorstehende Art Laube.

Die ursprünglichen Häuser sind aus Holz (rechtes Foto).

Die Weiterfahrt Tal abwärts gestaltet sich weiterhin spannend, und sie scheint 'never ending'. Am Ende ist Regula gut therapiert und bald schwindelfrei.

Der wichtigste Kinnaur Tempel befindet sich in Saharan.

Er erinnert uns an das Palace Hotel in St. Moritz 😏.

Schön sichtbar das Fachwerk mit den behauenen Steinen dazwischen.

Wir haben Glück: Die Tempel Göttin Kali bzw. Durga (verschiedene Erscheinungsformen derselben Göttin) wird hervorgeholt und von einigen Männern auf einer Art Bahre ausgeführt. Ab und zu wird sie rituell schwungvoll hin und her geneigt, dass es ihr übel würde, wäre sie ein lebendiger Mensch. Einmal kommen sie sogar auf Jon los; zur Begrüssung – oder war die Göttin aus irgendeinem Grund zornig auf ihn?

Der Tempel ist auch für uns zugänglich, barfuss, mit Kopfbedeckung und ohne Ledergegenstände; Gurt und Gelbeutel müssen in ein Schliessfach. Wir können hochsteigen bis zur Laube. Dort beten die Gläubigen vor einer silbernen Türe zu einer Buddha ähnlichen Figur.

An den schön gearbeiteten Silber- und Messing- Toren kann man die ganze Götterwelt sichten. Im Foto rechts, links oben: Ganesch, der beliebte Hindu Elefantengott mit seinem Reittier, einer Ratte, rechts oben: Ein Buddha, rechts unten eben die Göttin Durga auf einem Löwen reitend, links unten: Keine Ahnung.

Wir verlassen das Kinnaur Tal.

Auf dem letzten Hügelzug vor Shimla und dem Indischen Flachland verabschieden wir uns vom Himalaya. Ein wenig wehmütig denken wir an die traumhaften, erhabenen Landschaften, die Ruhe, und die lieben, einfachen Menschen hinter den hohen Pässen, tausend Kilomenter beschwerliche Strasse von hier entfernt.


Und plötzlich haben wir wieder Mobilfunkverbindung, seit über einem Monat, Swisscom sei Dank, die im Himalaya offenbar kein Roaming Abkommen hat.

Und die Kühe auf der Strasse haben uns auch wieder …

Shimla liegt oben in den Hängen von Vor-Himalaya Hügeln in etwa 2'200 Metern Höhe.

Hier quartieren wir uns im schönen Hotel Springfields im Viktorianischen Stil ein, um hier ein paar Tage ohne zu frieren und ohne zu schwitzen zu verbringen.

Von der sehr netten Inhaber Familie werden wir herzlich empfangen. Das Hotel war früher ihre Sommerresidenz. Nun wohnen sie in einem Anbau nebenan.

Sein Vater (rechts im eingerahmten Bild) war ein Raja im heutigen Pakistan. Als Pakistan 1947 von Indien getrennt wurde, musste er fliehen und seinen Besitz zurücklassen. Es blieb eben dieses Haus in Shimla.

Shimla war der Sommer Regierungssitz der Briten für ganz Indien – und damals umfasste Indien zudem das heutige Pakistan, Bangladesch und Myanmar.

Das mächtige Schloss, das Viceregal Lodge genannt wird, und zu oberst auf dem Hügel-Kamm liegt, war Sommer Residenz und Regierungssitz des englischen Vizekönigs.

Es wurde 1884-1888 gebaut. Jeder Stein wurde mit Mulis  und Kulis von der Ebene her heraufgtragen. Es ist verrückt, was sich die Engländer hier (und auf der ganzen Welt) zur Kolonialzeit geleistet haben.

An diesem Ort wurde von Mountbatten Geschichte geschrieben, die die Inder noch immer nicht verdaut haben; 1947 wurde hier der Indian Independence Act unterschrieben, der Pakistan die Unabhängigkeit von Indien gewährte.

Sind wir in England oder in Indien?

Hier verbringen wir die letzten Tage dieser wiederum unvergesslichen Reise. Ein Spruch von Jon lautet:

"Reisen ist ein Mittel um die Zeit zu dehnen, und

um sie mit vielen unvergesslichen Bildern zu füllen".

In Delhi dürfen wir Tom im Spital eines Freundes abstellen – gleich neben dem Ambulanzfahrzeug.

… Und wir geniessen die letzten feinen Indischen Gerichte, die wir zuhause nachkochen wollen. Wer das kosten will soll sich melden 😏 …. Wir sind Fans vom Indischen Essen, haben immer gut verdaut – und Jon hat dabei sogar ein wenig abgenommen!

Unsere Gedanken sind bei den lieben Freunden, denen diese Reisegrüsse gewidmet sind.

Früher und heute.

Hoffentlich schnappt der Packman nicht zu!