Manali–Leh Road (Nordindien)
September 2015
Vor 38 Jahren …
… also 1977, wollten wir diese Strecke mit unserem VW Bus befahren. Sie war verboten und dem Militär vorbehalten. Doch wir wollten es trotzdem versuchen. Es war Monsunzeit, ein schmaler steiniger Schotterweg führte hinauf in die Wolken und in den Nieselregen. Schliesslich wurde es zu ungemütlich und wir kehrten um, bevor ein Erdrutsch uns den Rückweg versperren konnte.
Für uns, 38 Jahre danach, war es natürlich spannend, herauszufinden, wo wir damals gewendet hatten (siehe weiter unten) und wie die Strasse und der Verkehr heute ist.
Kurz nach Manali könnte man meinen, wir seien auf dem Albula Pass.
Die Inder erscheinen uns schon sonderlich; die Wagenkolonne 5 km vor der Passhöhe steht hier, weil es einen Schneeflecken hat. Dazu ziehen sich die Leute warm an mit schicken (gemieteten) Overalls. Danach geht's allenfalls noch bis zur Passhöhe und wieder zurück.
Diese lustige Gesellschaft stoppt uns, weil sie unser Heim besichtigen möchte.
Der Herr im grünen Pulli und seine Frau unter der Haustüre stellen sich als Doktoren vor, der Yogi sei ihr Gast.
Diese nette Begegnung ist keine Ausnahme.
Grün markiert unsere Route, die berühmt berüchtigte Manali–Leh Road. Um es gleich vorweg zu nehmen, von dieser Umschreibung haben wir nicht soviel gemerkt. Ja, es war einfach ein unvergessliches, faszinierendes Erlebnis …
Die Rohtang Passhöhe bildet die Grenze zwischen Hinduismus und Bhuddismus, farbige Gebetsfahnen markieren von nun an die Pässe. Der bissige Wind bläst die Gebete in den Himmel.
Dieser Artikel im Globetrotter lässt uns das Schlimmste befürchten; man lässt sich von den Medien schon immer wieder einschüchtern!
Tatsächlich sieht es ca. am selben Ort so aus, wie im Bild rechts.
Ganz flache Serpentinen führen hinab ins Lahaul Tal.
Ab und zu kommen uns Lastwagenkolonnen entgegegn. Sie fahren möglichst gemeinsam, damit Gegenverkehr besser gekreuzt werden kann.
Wir halten jeweils und lassen die Staubwolke vorüberziehen. Zum Glück haben wir Klimaanlage.
Immer wieder Baustellen.
Männer und Frauen arbeiten unter erbärmlichen Bedingungen, und hausen unter Blachen am Strassenrand.
An einem schönen Platz am Rande des Chandra Flusses gesellt sich Clement zu uns. Mit seinem 60 kg schweren Fahrrad ist er von Frankreich kreuz und quer bis hierher gefahren! Ein Jahr ist er unterwegs und plant weitere zwei Jahre.
Den ganzen Abend sitzen wir zusammen im Tom. So viele Geschichten hat er zu erzählen! Dabei bleibt er ganz bescheiden und übertreibt seine Abenteuer nie. Was für ein feiner Mensch!
Dem Jon täte etwas Velo fahren auch gut …
Nun geht es Richtung Baralacha-La, dem zweiten Pass (La = Pass), also auf den Spuren von anno dazumal. Wir versuchen, die Gegend wieder zu erkennen aber damals war alles verhangen und in Wolken – nun stahlblauer Himmel.
Wenn zwei Lastwagen- Kolonnen sich kreuzen, kann es zu prekären Situationen und langen Wartezeiten kommen.
Man beachte, wie knapp am ungesicherten Abgrund der eine Lastwagen den anderen kreuzt!
Hinter Regula sieht man die Strecke, die wir auch damals mit dem VW Bus gefahren sind. Damals ein schmaler Schotterpfad, heute zum Teil geteert und zweispurig.
Rechtes Foto: Die Stelle, wo wir damals umgekehrt sind. Es waren 4'500 M.ü.M.
Kurz vor der Baralacha Passhöhe. Dies ist der zweite Pass.
Dahinter tun sich atemberaubende Landschaften auf!
Und ab und zu wieder Kolonnen von Lastwagen und auch vollgestopften Überlandbussen.
Regula ist fasziniert von diesen 'Kunstwerken' und bewundert die Chauffeure, die Helden des Manali-Leh Highways.
Mittagsrast auf einer Edelweiswiese
Übernachtungsplatz auf halbem Weg nach Leh auf 4'200 M.ü.M. Die Nacht ist eisig kalt. Regula hat Kopfschmerzen und es ist ihr übel, doch das ist normal in dieser Höhe. Man sollte hinabsteigen, aber hier ist das nicht möglich, im Gegenteil, morgen geht es noch höher hinauf.
Mitten in der Nacht erschreckt uns ein heftiges Gerüttel unseres Gefährts. Ein Blick aus dem Fenster beruhigt uns; wir sind mitten in einer Yak Herde. Hat ein Yak sich an den Sandblechen gekratzt?
Aufstieg zum 3. Pass, dem Lachalung-La. Mit dem Tom können wir hier sogar eine steile Abkürzung nehmen (links im Bild), im Geländegang allerdings.
Hinter dem 3. Pass wieder eindrückliche Landstriche und spannende Passagen …
Übernachtung am Tso Kar, ein Salzsee auf 4'500 M.ü.M.
Es ist wie im Traum.
Doch in dieser Nacht kriegen wir beide Kopfschmerzen. Schliesslich hilft ein Alcacyl.
In der weiten Hochebene zwischen dem 3. und 4. Pass wohnen Nomaden, die mit ihren Ziegen und Schafen, die die begehrte Paschminawolle liefern, umherziehen.
Der Aufstieg zum letzten Pass des Manali-Leh "Highway", im wahrsten Sinne des Wortes. Hier ist die Strasse neu und wunderbar geteert, welch eine Wohltat! Wir nähern uns Leh. Auf der Passhöhe zeigt das GPS App 5'339 M.ü.M. an.
Und wieder eine fantastische Szenerie, Farben und Formen wie in der Wüste, eine wunderschöne Wüste!
Wir sind in Ladakh angelangt! Genau rechtzeitig um Renate morgen am Flughafen von Leh abzuholen.
Todmüde, aber um eine unvergessliche Reiseetappe reicher.
>>> weiter nach Ladakh
Hier schliesst sich der Kreis, den wir vor 38 Jahren begonnen hatten, denn nach dem missglückten Versuch die verbotene Manali-Leh Road zu fahren, waren wir über die offizielle Route über Kashmir nach Ladakh gelangt. Erst zwei Jahre zuvor war dieses Gebiet für Touristen geöffnet worden und war noch sehr ursprünglich.
Nun sind wir gespannt, wie wir das heutige Ladakh erleben werden.